Klimaschutz, Klimaanpassung und Gesundheit in der Stadt
Projektkontext: Klimaschutz, Klimaanpassung und Gesundheit in der Stadt
Der aktuelle Bericht des Weltklimarats (IPCC 2023) betont angesichts der fortschreitenden globalen Erwärmung, dass Klimaschutz und Klimaanpassung Hand in Hand gehen müssen, um eine lebenswerte Zukunft für künftige Generationen ermöglichen zu können. Städte sind besondere Kristallisationspunkte, da sie für 70% der globalen Treibhausgase verantwortlich und zugleich aber auch am stärksten von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen sind. Stadtplanungsakteure sind daher gefordert, parallel zur Deckung des hohen Bedarfs an Wohnraum, die Transformation der städtebaulichen Struktur in Richtung Nachhaltigkeit voranzutreiben. Dies erfordert sowohl graue als auch grüne Maßnahmen in Bestandsquartieren, die von Flächenentsiegelung, der Installation von Baumrigolen im Stadtraum, Fassaden- oder Dachbegrünungen bis hin zur energetischen Sanierung von Gebäuden oder der Verringerung des Anteils des MIV (Motorisiertem Individualverkehr) reichen können.
Während die globale Erwärmung mit konkreten Gefahren für die menschliche Gesundheit einhergeht, sind urbane Agglomerationen durch den städtischen Wärmeinsel-Effekt, die erhöhte Schadstoffbelastung und konzentrierte Lärmimmissionen von einem besonders ungünstigen Mikroklima betroffen, das vor allem für vulnerable Gruppen ernste Gesundheitsgefahren darstellt. Beispielsweise sind Menschen mit Vorerkrankungen und damit geschwächter körpereigener Thermoregulation besonders gegenüber Hitze belastet, was verminderte Leistungsfähigkeit, Organbelastungen und sogar Organschädigungen mit Todesfolge verursachen kann (Kovats et al. 2006). So haben Scherer et al. (2014) beispielsweise für Berlin nachgewiesen, dass fünf Prozent der jährlichen Todesfälle auf Hitze zurückzuführen sind. Maßnahmen des Klimaschutzes und der Klimaanpassung sind daher dezidiert mit Fragen der menschlichen Gesundheit verknüpft. Dabei wirken positive Umweltfaktoren wie das Vorhandensein von qualitativ hochwertigem Stadtgrün und Stadtblau im Wohnumfeld nicht nur temperaturregulierend, sondern haben auch direkte gesundheitsfördernde Effekte auf psychisch-mentaler und physisch-körperlicher Ebene. Eine Vielzahl an Studien belegen, dass die Nähe zu Stadtgrün die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit unterstützt, stressreduzierend wirkt und Depressionen und Einsamkeit entgegenwirken kann. Außerdem fördern Aufenthalte im Grünen die körperliche Aktivität, Entspannung und Erholung sowie den sozialen Zusammenhalt (EEA 2020). Studien haben bei Menschen, die sich regelmäßig im Stadtraum aufhalten, zudem eine verbesserte Immunfunktion, wesentliche Reduktionen von diastolischem Blutdruck, Speichelcortisol und Pulsfrequenz (Twohig-Bennett & Jones 2018), ein geringeres Auftreten von Typ-2-Diabetes, eine verminderte kardiovaskuläre Morbidität sowie eine Verringerung der Mortalität nachgewiesen (WHO 2016). Zugleich weist die Diskussion über Umweltgerechtigkeit darauf hin, dass negative und positive Umweltfaktoren im Stadtraum ungleich verteilt sind. Insbesondere sozioökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen sind in diesem Kontext besonders von negativen Umweltfaktoren betroffen und besitzen einen ungleichen Zugang zu Umweltressourcen.